Bericht von der Online-Konferenz des Synodalen Wegs am 4./5. Februar 2021

Bundesvorsitzende Gabriele Klingberg im Interview

https://www.drs.de/dossiers/synodaler-weg/liveticker.html

06.02.2021

Ein weiterer Schritt auf dem Synodalen Weg ist gemacht: bedingt durch die Pandemie fand das Treffen dieses Mal digital statt. Dabei wurden technische Hürden gut genommen. Gut vorbereitet mit zwei technischen Checkterminen vorab verlief die Konferenz in diesem Format wirklich gut.

Wie schon bei vorherigen Treffen erschien kurz vor Beginn ein Offener Brief aus Regensburg … Befürchtungen, dass die Begegnung durch die aktuelle Krise im Erzbistum Köln beherrscht würde, traten nicht ein.

Am Donnerstagnachmittag begrüßten Bischof Bätzing und Prof. Dr. Sternberg das Meeting. Sie hielten kurz Rückschau, stellten die inzwischen festgelegte einheitliche Struktur der Texte, die in den Synodal-foren erarbeitet werden, vor und äußerten den Wunsch nach weiteren begleitenden Stellungnahmen von außen, um den Prozess zu unterstützen. Auf die Kritik vieler Mitglieder der Synodalversammlung, die keinem Synodalforum angehören, sie seien zu wenig informiert, gingen sie ein und kündigten Ver-besserungen und eine stärkere Vernetzung untereinander an. Zudem erinnerten sie an den Aus-gangspunkt für den Synodalen Weg, den sexuellen Missbrauch. Auf diesen wurde auch in der Erklärung des Präsidiums „Transparenz und Verantwortung“, die den Mitgliedern der Synodalversammlung am Donnerstagvor-mittag – vor der Veröffentlichung – zuging, verwiesen. Die Vizepräsidentin Karin Kortmann verlas diese Erklärung zu Beginn der Versammlung. Im sich anschließenden ersten inhalt-lichen Teil „Missbrauch – Aufklärung und Aufarbeitung“ berichtete Bischof Dr. Stephan Ackermann (Missbrauchsbeauftragter der DBK) vom Stand der Arbeit. Er nannte als weitere Vorhaben die stärkere Einbindung Betroffener sowie eine kontinuierliche Berichterstattung.

Erstmalig waren zur Versammlung der Synodalen auch drei Mitglieder des Betroffenenbeirats der DBK eingeladen. Sie bezogen eindrücklich und sehr berührend Stellung und boten ihre kritische Begleitung und Mitarbeit – auch in den Synodalforen – an. Die Statements haben uns alle tief getroffen und machten erneut deutlich, wie wichtig die Aufarbeitung ist und wie sehr auch wir als Kirchenmitglieder hier gefordert sind. 

In der sich anschließenden Aussprache wurde die Erklärung des Präsidiums positiv bewertet. Alle Rückmeldungen verwiesen auf die Notwendigkeit des Handelns bei der Aufarbeitung und sehen darin ein Zeugnis für die Glaubwürdigkeit von Kirche. Kardinal Woelki sprach von seinen Fehlern, versprach u.a. die Veröffentlichung des bisher unveröffentlichten Gutachtens. Es bleibt abzuwarten, ob wirklich Taten folgen…

Abends wurde in verschiedenen thematischen Workshops gearbeitet. Ich habe am Workshop „Gemeinsam weiter vorangehen. Auf dem Weg zu einer synodalen Kirche“ mit Prof‘. Dr. Julia Knop teilgenommen. Hier erlebte ich eine gewisse Ratlosigkeit: wie kann eine synodale Kirche gehen? Zu viele Ideen scheitern, können nicht umgesetzt werden …Erfreulicherweise traf ich in der Gruppe auf Prof. Dr. G. M. Hoff, der sich aktiv für unsere Anliegen einsetzt und ja auch ein kompetenter Berater für uns ist.Der Freitag begann mit einem Schriftgespräch in Kleingruppen. Wie die geistlichen Ein-Halte, hatte die geistliche Begleiterin, Maria Boxberg, dies vorbereitet. Es folgten die Berichte der Vorsitzenden der vier Synodalforen, die einerseits Fortschritte andererseits auch Schwierigkeiten aufzeigten. Die aktuellen Stände der bisher erstellten Textvorlagen sind recht unterschiedlich, je nach Konsens-fähigkeit in den Foren.

In dem sich anschließenden ersten Hearing setzten wir uns mit dem Arbeitsstand einzelner Foren aus-einander. Ich erlebte dabei im Forum „Gelingende Beziehungen“ großen Konsens und den Ruf nach Veränderungen.[1]

Mittags kamen drei Beobachter von außen zu Wort. Sie würdigten den Prozess des Synodalen Wegs und beschrieben, inwieweit sie daraus für die Kirche in ihren Bereichen ziehen können. 

Danach gab es die Möglichkeit in einem weiteren Hearing über die Arbeit eines anderen Forums mit-einander ins Gespräch zu kommen. Hier nahm ich am Hearing des Forums „Gewaltenteilung“ teil. In-haltlich war dies hervorragend von Prof. Dr. Edmunds vorbereitet. Den torpedierenden Äußerungen von Bischof Voderholzer boten viele TeilnehmerInnen der Arbeitsgruppe Paroli. Erneut zeigte er keinerlei Bereitschaft zur Auseinandersetzung, klagte über theologische Schwächen ohne sie zu be-nennen, beharrte auf seinen Standpunkten und schaltete nach seinem Statement seine Kamera aus. Als dies moniert wurde und Stadtdekan Christian Hermes (Stuttgart) ihn darauf direkt ansprach, reagierte er nicht. Ein unglaubliches, menschenverachtendes Verhalten!

Am späteren Nachmittag folgten die Berichte aus den Hearings mit der Möglichkeit zu Nachfragen und Kommentaren. Überraschenderweise wurden hier auch klar Schwierigkeiten in Foren benannt und Beratung von außen sowie Mediation eingefordert. Allerdings ist für mich nicht wirklich einschätzbar, inwiefern es sich um einzelne persönliche Eindrücke handelte. Die Vorsitzenden der jeweiligen Foren zeigten sich auch überrascht und versprachen sich dem anzunehmen.

Was nehme ich von diesem Treffen mit? 

Wieder habe ich einen gemeinsamen Geist gespürt und bin vielen Menschen begegnet, denen unsere Kirche am Herzen liegt und (noch) so wichtig ist, dass sie sich TROTZDEM für die Kirche engagieren und sie verändern wollen. Dazu gehört auch die Erfahrung, dass die Vernetzung der Frauen der Synodalversammlung immer besser klappt. Besonders notwendig erscheint mir, dass bei der Formulierung der Beschlusstexte auf eine Verständlichkeit für ALLE geachtet wird.

Klar gab es auch Momente von Resignation und Ratlosigkeit. In den Foren – so meine Überzeugung – wird jedoch um Veränderung mutig gerungen. Ich habe auch erneut gespürt, dass zahlreiche Amts-träger eine Reform wollen. „BremserInnen“ finden sich aber auch in den Laienkreisen.

Wir als Religionslehrerinnen und Religionslehrer werden – so meine „vorsichtige“ Einschätzung – mehr wahrgenommen. Um so wichtiger ist es, dass wir uns häufiger zu Wort melden und immer wieder darauf verweisen, was wir in der Schule – auch neben einem qualifizierten Religionsunterricht – für unsere SchülerInnen, für christliche Bildung und auch für die Kirche leisten. Lobbyarbeit ist äußerst notwendig! Hier gilt es weiterhin gemeinsam Strategien zu entwickeln! 

Ich bin gespannt, wie es bei der zweiten Synodalversammlung – analog oder digital – weitergeht. Es werden dann ja Entscheidungen fallen …

Alles in Allem: meine Hoffnung bleibt!

Gaby Klingberg (06.02.2021)


[1] Als Nicht-Mitglied eines Forums war ich für einen Bericht im Plenum angefragt. Zur Info habe ich ihn verschriftlicht. Abrufbar unter https://bkrg.de/synodaler-weg-hearingbericht-leben-in-gelingenden-beziehungen/