Synodaler Weg – Bericht der Bundesvorsitzenden über die Regionenkonferenz in Ludwigshafen am 04.09.2020

05.09.2020

Coronabedingt konnte die zweite Synodalversammlung ja nicht stattfinden, daher gab es Beratungstreffen an fünf Orten. Die regionale Zuordnung erfolgte anhand der Wohnorte der Mitglieder. In Ludwigshafen trafen sich daher ca. 50 Teilnehmer*innen aus den Bistümern Freiburg, Rottenburg‐Stuttgart, Speyer, Trier und Würzburg.

Erneut war die Atmosphäre des Treffens sehr positiv. Offene Begegnungen, dialogische und konstruktive Auseinandersetzungen auf Augenhöhe prägten den Tag.
Der Austausch und die Beratungen erfolgten als Hearing. Die geringere Teilnehmer*innenzahl als bei der Synodalversammlung ermöglichte, dass eine größere Anzahl an Meinungen und Rückmeldungen zu Wort kommen konnten.

Zur Transparenz und um eine Verbindung aller am 4.9. stattfindenden Konferenzen herzustellen, wurden begleitend Protokolle erstellt. Die Konferenz wurde von Frau Dr. Irme Stetter‐Karp und Herrn Dr. Christian Hermes (beide Rottenburg‐Stuttgart) moderiert. Inhaltlich war der Tag gegliedert in drei thematische Blöcke, unterbrochen durch geistliche Impulse:

Auf der Grundlage des Textes der Theologieprofessor*innen Hoff, Knop und Söding tauschten wir uns über Erfahrungen in der bisherigen Coronazeit aus und benannten die Herausforderungen, die sich für den Synodalen Weg daraus ergeben. Es bestand große Einigkeit, dass sich die Fortsetzung des Weges ‐ gerade in dieser Zeit ‐ als äußerst notwendig erweist.

Anschließend führte Bischof Dr. Bode in den Arbeitstext des Synodalforums „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ und Birgit Mock in den Text des Forums „Leben in gelingenden Beziehungen ‐ Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ ein.
Nach dem Mittagessen wurden diese Texte diskutiert.

Bei der Auseinandersetzung mit dem vorgelegten Arbeitstext des Frauenforums, der allerdings nur einen ersten Baustein darstellt, wurde erfreulicherweise nur kurz auf den Offen Brief von Bischof Voderholzer eingegangen. Der Gesamtduktus des Papiers wurde positiv gewertet. Inhaltlich prägten u.a. folgende Rückmeldungen das Hearing:

  • Frauen sollten ‐ wie Diakone ‐ bei sakramentalen Handlungen eingesetzt werden.
  • Das, was lt. Kirchenrecht bereits möglich ist, muss dringendst/endlich umgesetzt werden.
  • Bischof Dr. Fürst machte sich stark für das Amt der Diakonin.
  • Müssten für die Frauen nicht für sie adäquate Ämter geschaffen werden, um ihren Kompetenzen und Charismen gerecht zu werden statt die bisherigen „männlichen“ Ämter zuadaptieren?
  • Bischof Dr. Bode bedankte sich ausdrücklich für die Rückmeldungen des BKRG. Der BereichSchule und insbesondere die Schülerinnen müssten unbedingt noch bedacht werden.

Auch das Papier des Forums „Gelingende Beziehungen …“ wurde insgesamt positiv bewertet. Birgit Mock erläuterte in Kürze die Umbenennung des Forums (zunächst hieß es „Sexualmoral in der Kirche“) um die Entwicklung des Arbeitsprozesses zu verdeutlichen. Eine Engführung auf nur moralische Aspekte sollte vermieden werden.

Als inhaltliche Knackpunkte und Entscheidungsfragen stellten sich dar:

  • Anerkennung gelebter Sexualität vor/außerhalb der Ehe?
  • Mehrdimensionalität und Sinn von Sexualität: unabhängig von der Offenheit für die Weitergabe von Leben?
  • Würdigung der sexuellen Identitäten von Menschen: personale Deutung, auch von entsprechenden verantworteten Beziehungen?
  • Weiterentwicklung vs. Vertiefung der bestehenden Lehre.

In den Rückmeldungen wurde darauf verwiesen, dass zölibatär Lebenden nicht vorkämen, jedoch auch in gelingenden Beziehungen lebten. Es wurden eine zu starke Fokussierung auf Paarbeziehungen und das Fehlen des Aspekts der spirituellen Fruchtbarkeit angeführt.
Insgesamt thematisierten die Konferenzteilnehmer*innen die Grundspannung von Ideal (das, was verkündet wird) und Wirklichkeit (das, was gelebt wird) als große Herausforderung.

Vor dem Abschlussgottesdienst dankte Bischof Dr. Bode allen Beteiligten für die konstruktive, wertschätzende Arbeit und sagte zu, dass die Rückmeldungen und Anregungen auf jeden Fall in die Synodalforen eingebracht werden.

Mein Fazit

Fünf Orte ‐ ein Weg: es war wichtig, dass wir uns getroffen haben. Die Diskussionen waren intensiver möglich, es kamen viel mehr Mitglieder zu Wort und insofern fand auch eine echte Beratung statt.
Unsere schriftlichen Rückmeldungen des Verbands wurden beachtet und wertgeschätzt. Sie waren wichtig und wir sollten diese Arbeit fortsetzen, um uns auch zukünftig einzubringen.Wie ich in meinem Bericht über die erste Synodalversammlung schon geschrieben habe, sehe ich dem weiteren Verlauf des Synodalen Wegs hoffnungsvoll entgegen.
Die Bischöfe, die an der Regionenkonferenz in Ludwigshafen teilnahmen, sprachen offene Worte und positionierten sich klar für Veränderungen. Auch wurde durchaus in Blick genommen, dass es die „römische Bremse“ geben kann, aber für die deutsche Kirche Veränderungen lebensnotwendig sind. Birgit Mock forderte konkret einen Plan B.

Der Tag war für mich persönlich zusätzlich dadurch geprägt, dass ich die geistlichen Impulse und den Gottesdienst übernommen habe. Ich habe so nochmal aus anderer Perspektive erlebt, wie hilfreich solche „Ein‐Halte“ sind. Zudem bot sich dadurch die Möglichkeit unserem Verband ‐ eben in dieser Form ‐ auch ein Gesicht zu geben.

Es wird weiterhin ein Ringen um konkrete Schritte der Veränderung bleiben, und wir brauchen weiterhin Mut, Geduld und Gottvertrauen.

Mit herzlichen Grüßen

Gabriele Klingberg

Bundesvorsitzende