Synodaler Weg – Bericht der Bundesvorsitzenden über die erste Synodalversammlung 2020

01.02.2020

Nach 2,5 dicht gefüllten Tagen sitze ich im Zug zurück nach Tübingen. Wie wars?
Ein paar erste Schlaglichter: offene Begegnungen ‐ zahlreiche Gespräche ‐ Kennenlernen zahlreicher neuer Menschen ‐ sehr gefülltes Programm ‐ Ringen ‐ der gemeinsame Wille etwas zu verändern …

Erster Tag

Die erste Synodalversammlung begann am Donnerstagnachmittag in Frankfurt. Im Hotel großer Ansturm: ein Wiedererkennen bekannter Gesichter, z. T. aus ZdK‐Zeiten sowie aus der Kommission 7 der Bischofskonferenz, und ein freundliches Willkommen mit der Überreichung der vorbereiteten Tagungsunterlagen. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, auch die Bischöfe, sind hier untergebracht. Um 16.30 Uhr dann Treffen im Pfarrsaal neben dem Dom mit Begrüßung durch den ZdK‐Präsidenten Prof. Dr. Sternberg.

Ein erstes Mal spürt man ein kleines Stück Gemeinschaft; es herrscht Aufbruchstimmung. Beides ist beim gemeinsamen Einzug und dem Gottesdienst wahrzunehmen. Besonders ge‐ prägt ist der Eröffnungsgottesdienst durch sechs verschiedene Zeugnisse von „Synodalen“. Sehr persönlich, teilweise tief berührend, zeigen sie die große Vielfalt von Haltungen, Er‐ fahrungen, Hoffnungen für den synodalen Weg.

Der anschließende Begegnungsabend mit Imbiss fördert das Kennenlernen und ermöglicht zwanglose Begegnungen. Viele sind neugierig, wer sich da miteinander auf den synodalen Weg macht. Häufiger gibt es erstaunte Nachfragen, wieso nur eine Vertreterin der Religions‐ lehrer*innen an der Synodalversammlung teilnimmt. Gleichzeitig ist das die Gelegenheit auch von unserem Positionsbrief zu sprechen, und z. B. Bischof Wilmer ausdrücklich für seine wertschätzende und differenzierte Antwort auf ihn zu danken.

Zweiter Tag

Frühes Frühstück, um 7 Uhr Gottesdienst im Dom und um 9 Uhr geht es ‐ endlich ‐ los. Dabei muss die Hürde, seinen Sitzplatz zu finden, noch genommen werden: die Plätze sind num‐ meriert, alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sitzen in alphabetischer Reihenfolge. Ich sitze zwischen Wolfgang Klose (ZdK‐Mitglied und Diözesanrat in Berlin) und Franziska Kleiner, einer jungen BDKJ‐Vertreterin. Wir kommen schnell in den Austausch und finden zahlreiche gemeinsame Positionen.

Karin Kortmann (Vize‐Präsidentin des ZdK) und Bischof Dr. Franz Josef Bode begrüßen die Teilnehmer*innen. Die geistliche/n Begleiter/in, Maria Boxberg (GCL) und P. Bernd Hagenkord SJ, gestalten den Auftakt mit einem geistlichen Impuls. Während der gesamten Tagungszeit bieten sie immer wieder Ein‐Halte, die eine hilfreiche und wohltuende Begleitung sind.

Prof. Dr. Thomas Söding führt mit einem Blick auf Paulus auf die Erwartungen an den synodalen Weg hin. Er macht dabei überaus deutlich, welch‘ ein Balanceakt uns erwartet. Die anschließenden Wortmeldungen verweisen auf die große Bandbreite der Erwartungen, der

Hoffnungen, der Bedenken und der Einstellungen. Äußerungen von Bischof Voderholzer und Kardinal Woelki beunruhigen bzw. stoßen auf Schweigen. Keine Zeichen für einen wirklichen Partizipationswillen. Danach stellt sich die große Aufgabe die Geschäftsordnung zu verabschieden, heißt zunächst über die eingereichten Änderungsanträge abzustimmen. Das wird an manchen Stellen zum Kraftakt. Insbesondere mehrere Einreichungen fünfer Bischöfe lassen Bedenken aufkommen. Das Ringen kostet Zeit, ist aber letztendlich erfolgreich: man kann sich auf eine Geschäftsordnung einigen.

In den Diskussionen taucht immer wieder die Frage nach der Besetzung der Synodalforen, in denen zwischen den Synodalversammlungen inhaltlich gearbeitet werden soll, auf. Pater Langendörfer erläutert auf zahlreiche Nachfragen hin die Besetzung, die das Präsidium im Vorfeld bereits vorgenommen hat. Etwas später wird auch das „Namensgeheimnis“ gelüftet. Leider bin ich nicht „gesetzt“. Über eine Nachwahl von jeweils 5 Personen pro Forum besteht noch eine Beteiligungsmöglichkeit.

Abends werden Einblicke in die Arbeit des Vorforums „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche ‐ Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“ gegeben. Dies beinhaltet einerseits Inhaltsaspekte der ausgearbeiteten Papiere, andererseits werden Rückläufe zu den Fragen, die man im Internet beantworten konnte, dargestellt. Im Anschluss besteht die Möglichkeit Stellung zu beziehen, zu kommentieren. Ich stelle einige Schlaglichter unserer Unterrichtserfahrungen dar, verweise darauf, dass die meisten Schülerinnen und Schüler schon weit weg von Kirche sind, sie keine Lebensrelevanz mehr für sie hat und nicht glaubwürdig ist, weil sie sich nicht als ecclesia semper reformanda zeigt. Das erzeugt einige Zustimmung, auch Erstaunen und ‐ meinem Eindruck nach ‐ auch eine gewisse Indifferenz. Bis spät in den Abend wird getagt. Bischof Dr. Stephan Ackermann berichtet über den Stand der Aufarbeitung und Aufklärung des sexuellen Missbrauchs. Erzbischof Dr. Ludwig Schick äußert sich zur Straf‐ und Verwaltungsgerichtsbarkeit. Beide Vorträge zeigen, dass noch Vieles zu klären und zu „erledigen“ ist. Auf dem späten Rückweg zum Hotel begleiten mich die Erinnerungen an viele Gespräche und Begegnungen, die ich erstmal ordnen muss. Leider blieb irgendwie keine Zeit und Gelegenheit zu einem anvisierten Interview mit dem domradio…

Dritter Tag

Heute startet der Tag mit einer Wortgottesfeier, die Maria Boxberg vorbereitet hat. Das Eröffnungslied „Behutsam leise nimmst du fort“ erinnert mich an unsere BKRG‐Mitglieder‐ versammlungen …
Einige Bischöfe ziehen eine Eucharistiefeier vor. Begegnung auf Augenhöhe? Vertrauen? Partizipation?

Um die Ergebnisse der weiteren Vorforen noch vorstellen zu können, müssen die Redebeiträge zeitlich strikt limitiert werden. Bei den Foren „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ sowie „Leben in gelingenden Beziehungen ‐ Liebe leben in Sexualiät und Partnerschaft“ gibt es zahlreiche Wortmeldungen. Tendenziell drängt die große Mehrheit auf konkrete Veränderungen. Es gibt aber auch einige klar konservative Meldungen. Besonders berührt hat mich, als sich von Missbrauch Betroffene äußern und von ihren Erfahrungen er‐ zählen.
Am Ende des Vormittags geben die Beobachterinnen und Beobachter Rückmeldungen zum Verlauf der Synodalversammlung: Sie sind beeindruckt von den offenen Gesprächen und Äußerungen, von der Begegnung in Freiheit.

Bei der Bekanntgabe der Nachwahlergebnisse habe ich keinen Platz erhalten. Wie ist das zu werten? Religionslehrerinnen und Religionslehrer sowie Religionsunterricht finden wenig Aufmerksamkeit, haben keine Lobby, …? Oder stellt sich nun eher die Aufgabe, in der Synodalversammlung die demnächst vorgelegten Ergebnisse/Papiere der Synodalforen aus gewisser Distanz, mit unserem „Realitätsblick“ zu bewerten und über sie aufgrund unserer Expertise zu entscheiden? Nach einer anfänglichen Enttäuschung kann ich dieser Aufgabe eini‐ ges Positives abgewinnen.

Die Diözese Rottenburg‐Stuttgart ist als einzige Diözese mit ihrer Medienabteilung vor Ort und bittet um ein Statement zur Synodalversammlung aus Religionslehrerinnensicht …
Manche von Ihnen/Euch vermissen in meinem noch auf der Rückfahrt verfassten Bericht vielleicht detaillierte Inhalte. Diese lassen sich bestens auf den Internetseiten des synodalen Wegs, des Domradios und von katholisch.de nachlesen.

Mir ist es wichtig möglichst schnell alle über den Verlauf, über meine Eindrücke und Erfahrungen sowie manche Zwischentöne zu informieren.

Mein Fazit

Der synodale Weg ist positiv gestartet. Wege entstehen, indem sie gegangen werden.
In der Sache „RU“ konnte ich viele Vernetzungsgespräche führen ‐ das hat sich für unsere Arbeit und unser Engagement gelohnt.
Ich sehe dem weiteren Prozess hoffnungsvoll, wenngleich nicht euphorisch entgegen. Aber ich habe gespürt, dass es viele engagierte Laien und auch Bischöfe gibt, die einander offen begegnen und sich gegenseitig zuhören, dass größtmögliche Transparenz verwirklicht wird. Es wird ein Ringen um konkrete Schritte der Veränderung. Wir brauchen weiterhin Mut, Geduld und Gottvertrauen.

Mit herzlichen Grüßen

Gabriele Klingberg

Bundesvorsitzende



Video-Statement Gabriele Klingberg: www.drs.de/media/Video/show/Video/der-synodale-weg-video-statement-gabriele-klingberg-2162.html


www.synodalerweg.de