Synodaler Weg – Hearingbericht „Leben in gelingenden Beziehungen“

05.02.2021

Beim Hearing erlebte ich einen guten Austausch in offener Atmosphäre. Es gab große Einigkeit hin-sichtlich notwendiger Veränderungen. Konkret wurde über die Bereiche Paarbeziehung, Homo-sexualität und Empfängnisverhütung gesprochen.

Die theologische Linie des Gesprächs orientierte sich am christlichen Menschenbild, dass alle Menschen Geschöpfe Gottes und ihrem So-Sein erwünscht sowie mit Würde ausgestattet sind. Auch wurde die Bedeutung der Taufe angesprochen: durch sie gehören wir zur Kirche und unser Leben ist dadurch verändert. Dies muss sichtbar und gelebt werden. Schließlich kam auch die Sakramentalität der Sexualität zur Sprache.

Zu Bestandsaufnahme der aktuellen Situation der Menschen angesichts der Sexualmoral der Kirche benannten die TeilnehmerInnen die folgenden Punkte:

  • Kirchliche Äußerungen und Richtlinien sind nicht relevant
  • Das Thema produziert zwar große öffentliche Wirkung, doch braucht es keine kirchlichen Antworten, weil die Gesellschaft diese bereits geliefert hat
  • Kirchenmitglieder aller Generationen haben sich in ihrer Doppelmoral eingerichtet und leben ihr Leben
  • Die positiven Werte, die hinter kirchlichen Positionen stehen, werden nicht mehr deutlich und nicht wahrgenommen
  • Es besteht eine große Hoffnung bzgl. dieses Themas in Deutschland, weltkirchlich herrscht Skepsis vor
  • Jungen Menschen stellen existentielle Fragen; sie fragen, wie Leben in Beziehungen gelingen kann und sind offen für Orientierungen und auch offen gegenüber christlichen Werten
  • Der sexuelle Missbrauch steht im Zusammenhang mit Machtausübung und Fremdbestimmung
  • Homosexuelle Christen werden ausgegrenzt und äußern ihr Unverständnis bzgl. der Verweigerung des Ehesakraments; sie fühlen sich in vielfältiger Weise ausgeschlossen und das führt z. B. dazu, dass sich eine junge lesbische Frau fragt, ob sie angesichts kirchlicher Haltung überhaupt Theologie studieren soll/kann
  • Es gibt nicht die Sexualität; hier fehlt die Perspektive der Frauen und gleichzeitig stellt sich die Frage nach der Definitionshoheit der Sexualmoral
  • Die kirchliche Sprache ist nicht die Sprache der Menschen heute

Welche Anregungen ergeben sich daraus für die weitere Arbeit in dem Synodalforum?

  • Veränderungen sind überfällig und müssen das Ziel das, eine Veränderungsbereitschaft voraus-gesetzt
  • Die heutige Lebensrelevanz muss deutlich und berücksichtigt werden
  • Gefordert ist die sprachliche Anschlussfähigkeit; die Adressaten der Texte sind auch Nicht-TheologInnen
  • „Amoris laetitia“ bietet eine inhaltliche Orientierung und kann Hilfestellung, auch im Kontext der Evangelisierung, leisten
  • Die Perspektive der Frauen muss einbezogen werden, ebenso die Fragen und Bedürfnisse junger Menschen (hier sollte evtl. noch weitere Beratung von außen in Anspruch genommen werden)
  • Positiv wird rückgemeldet, dass konkrete Handlungsfelder formuliert werden sollen
  • Ebenso gab es große Zustimmung, dass ein Schuldbekenntnis dem Text vorangestellt werden soll

Soweit mein Blick auf dieses Hearing. Ich danke den Forumsmitgliedern herzlich für ihr Ringen. Ebenso danke ich Ihnen für Ihr wertschätzendes und differenziertes Antwortschreiben auf die Stellung-nahme unseres Verbands. Wir fühlten uns ernstgenommen und berücksichtigt.

Ich schließe mit der Bitte: Setzen Sie Ihre Arbeit in der begonnenen Spur mutig fort!

Gabriele Klingberg (BKRG), 05.02.2021